Was sind Beschwichtigungsgesten beim Hund? Die Wahrheit
Hundecoach in Paderborn - Constanze Jäkel  von Constanze Jäkel

Was sind Beschwichtigungs­gesten beim Hund?

Fragt man den guten alten Duden, dann steht dort "beruhigend auf jemanden/ etwas einwirken". Und das ist, wenn es um Hunde geht, bestimmt auch nicht ganz falsch, dennoch gehört hier noch ein bisschen mehr dazu.

Das Repertoire an den Beschwichtigungs­signalen unserer Hunde ist überaus facettenreich: züngeln, die Pfote anheben, den Blick bzw. Kopf abwenden, die Augen zusammenkneifen. Weiter geht´s mit Gesten wie Bewegungen verlangsamen, oft gekoppelt mit am Boden schnüffeln, als würde der entgegenkommende Hund nicht wahrgenommen werden. Oder ein Sich-Hinsetzen, bei dem der Hund fast so wirkt, als würde er sich in Luft auflösen wollen. Und zudem alle Bewegungen, die an das oft empfohlene Bogen-Laufen erinnern, gehören dazu; hier ist die Intention des Hundes über ein Gewähren von mehr Raum sein Gegenüber zu beschwichtigen.

Die Überschrift über all dem lautet Deeskalation - die Idee und Absicht zu signalisieren "Alles gut, ich komme in friedlicher Absicht."

Konflikte sollen auf diese Art gar nicht erst entstehen oder entschärft werden. Beschwichtigungs­signale dienen dazu Spannungen abzubauen und andere, aber auch sich selbst, zu beruhigen. Es geht also um soziale Interaktion.

Constanze Jäkel
menschenundhunde.de

Was heißt das für Dich als Hundehalter? Solltest Du Dich nun schon vorm Badezimmerspiegel stehend über die Nasenspitze leckend sehen... keine Sorge, es geht nicht darum, dass wir diese Gesten unseren Hunden gegenüber 1 : 1 anwenden müssen.

Im ersten Schritt geht es darum, diese Gesten wahrzunehmen und Dich zu hinterfragen, was Dein Hund veranlasst einen anderen Hund oder auch Dich beschwichtigen zu wollen. Vielleicht machst Du aber auch die Erfahrung, dass Dein Hund Dir gegenüber diese Gesten nur wenig anwendet, hündischen Artgenossen gegenüber hingegen schon.

Wie schnell Du in der Lage bist, diese Signale wahrzunehmen, hängt nicht ausschließlich von Dir ab:

  • Zunächst einmal gibt es, losgelöst von der Rasse, bestimmte Hundetypen, also Charaktere, die weniger offensichtlich beschwichtigen. Oft sind das Hunde, die von ihrer Haltung eher etwas offensiver und extrovertierter sind.
  • Darüber hinaus gibt es rassebedingte Faktoren, die gerade das Erkennen von Beschwichtigungssignalen im Bereich des Kopfes erschweren: dazu gehören alle kurznasigen Vertreter sowie Hunde mit langem Fell.
  • Und zu guter Letzt fällt uns Menschen -im Vergleich zu Hunden- das Erkennen generell schwerer, was damit zusammenhängt, dass das Auge unserer vierbeinigen Freunde mehr Bilder pro Zeiteinheit sehen kann, als das unsere.

Beschwichtigen hat also grundsätzlich etwas mit In-Resonanz-gehen zu tun. Dein Hund möchte Dir oder einem Artgenossen etwas mitteilen. Oft spielt hier eine weitere Komponente eine entscheidende Rolle: der Raum.

Dieser ist für Hunde eine Art Kommunikationsplattform. So dient z. B. das beschwichtigende Bogenlaufen dazu dem entgegenkommenden Hund mehr Raum zu geben. Auch eine Gruppe sich gut kennender Hunde zeigt gerade auf engem Raum oft gegenseitiges Sich-Beschwichtigen. Aber warum?

Distanz halten und somit Raum gewähren ist in der Welt unserer Hunde etwas sehr Respektvolles und hat eine zentrale Bedeutung. Gibt es jemanden der Raum souverän beansprucht, so macht dieser Hund das mit sehr viel Ruhe, Beharrlichkeit und Klarheit. Dafür gibt es von anderen Hunden, die sauber kommunizieren können, durchaus anerkennende Wertschätzung.

Haben wir dieses beim Umgang mit unseren Hunden verstanden und im Bewusstsein, so hilft dieses, dass sich in vielen Bereichen des Zusammenlebens Dinge verändern und verbessern können, wenn wir diese Signale richtig interpretieren... und das ganz ohne Keks und leidige Konditionierung.

Frag den Trainer!

Hündische Beschwichtigungsgesten erkennen und richtig interpretieren.

Die gute Botschaft ist: es gibt gar nicht so unendlich viele davon, aber wenn Du anfängst diese zu erkennen und zu wissen, was dahinter steckt, wirst Du Deinen Hund besser verstehen.

Wenn Du neugierig bist, melde Dich gern.

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