Fragt man den guten alten Duden, dann steht dort "beruhigend auf jemanden/ etwas einwirken". Und das ist, wenn es um Hunde geht, bestimmt auch nicht ganz falsch, dennoch gehört hier noch ein bisschen mehr dazu.
Das Repertoire an den Beschwichtigungssignalen unserer Hunde ist überaus facettenreich: züngeln, die Pfote anheben, den Blick bzw. Kopf abwenden, die Augen zusammenkneifen. Weiter geht´s mit Gesten wie Bewegungen verlangsamen, oft gekoppelt mit am Boden schnüffeln, als würde der entgegenkommende Hund nicht wahrgenommen werden. Oder ein Sich-Hinsetzen, bei dem der Hund fast so wirkt, als würde er sich in Luft auflösen wollen. Und zudem alle Bewegungen, die an das oft empfohlene Bogen-Laufen erinnern, gehören dazu; hier ist die Intention des Hundes über ein Gewähren von mehr Raum sein Gegenüber zu beschwichtigen.
Die Überschrift über all dem lautet Deeskalation - die Idee und Absicht zu signalisieren "Alles gut, ich komme in friedlicher Absicht."
Was heißt das für Dich als Hundehalter? Solltest Du Dich nun schon vorm Badezimmerspiegel stehend über die Nasenspitze leckend sehen... keine Sorge, es geht nicht darum, dass wir diese Gesten unseren Hunden gegenüber 1 : 1 anwenden müssen.
Im ersten Schritt geht es darum, diese Gesten wahrzunehmen und Dich zu hinterfragen, was Dein Hund veranlasst einen anderen Hund oder auch Dich beschwichtigen zu wollen. Vielleicht machst Du aber auch die Erfahrung, dass Dein Hund Dir gegenüber diese Gesten nur wenig anwendet, hündischen Artgenossen gegenüber hingegen schon.
Wie schnell Du in der Lage bist, diese Signale wahrzunehmen, hängt nicht ausschließlich von Dir ab:
Beschwichtigen hat also grundsätzlich etwas mit In-Resonanz-gehen zu tun. Dein Hund möchte Dir oder einem Artgenossen etwas mitteilen. Oft spielt hier eine weitere Komponente eine entscheidende Rolle: der Raum.
Dieser ist für Hunde eine Art Kommunikationsplattform. So dient z. B. das beschwichtigende Bogenlaufen dazu dem entgegenkommenden Hund mehr Raum zu geben. Auch eine Gruppe sich gut kennender Hunde zeigt gerade auf engem Raum oft gegenseitiges Sich-Beschwichtigen. Aber warum?
Distanz halten und somit Raum gewähren ist in der Welt unserer Hunde etwas sehr Respektvolles und hat eine zentrale Bedeutung. Gibt es jemanden der Raum souverän beansprucht, so macht dieser Hund das mit sehr viel Ruhe, Beharrlichkeit und Klarheit. Dafür gibt es von anderen Hunden, die sauber kommunizieren können, durchaus anerkennende Wertschätzung.
Haben wir dieses beim Umgang mit unseren Hunden verstanden und im Bewusstsein, so hilft dieses, dass sich in vielen Bereichen des Zusammenlebens Dinge verändern und verbessern können, wenn wir diese Signale richtig interpretieren... und das ganz ohne Keks und leidige Konditionierung.
Die gute Botschaft ist: es gibt gar nicht so unendlich viele davon, aber wenn Du anfängst diese zu erkennen und zu wissen, was dahinter steckt, wirst Du Deinen Hund besser verstehen.
Wenn Du neugierig bist, melde Dich gern.