Einer schöner als der andere. Aber dieser hier, das ist MEIN Hund! Du bist Dir sicher, dass Du IHN gefunden hast. Ein gutes Bauchgefühl und der erste Eindruck stimmt. Oder ist da doch noch ein kleiner Zweifel? Und wenn ja, wieso?
Oder gehörst Du zu den Menschen, die sich schon verschiedenste Rasseprofile durchgelesen haben, um herauszufinden, welcher Hund wirklich zu Dir passt? Von optisch extravagant, über spezialisierte Profis bis hin zu „Schon-fast-wieder-Wolf“ ist alles dabei. Wer die Wahl hat, hat die Qual… und scheinbar sind sie, egal ob Akita, Chihuahua, Jack-Russell-Terrier oder Wolfshybride: alle intelligent, kooperativ, treu und auf jeden Fall „als Familienhund geeignet“. Was gilt es also jenseits der optischen Erscheinung zu beachten? Und was spielt neben der Rasse vielleicht eine nicht ganz unwichtige Rolle?
Ein kleines Gedankenspiel...
Verallgemeinerungen, Klischees und Vorurteile, wir haben sie im Kopf: der fleißige und überpünktliche Deutsche, die etwas zu hoch gehobene Nase der genussvollen Franzosen und die aus England stammenden teetrinkenden Fußballfanatiker. Und trotzdem würdest Du mir sofort widersprechen, würde ich behaupten, alle in Deiner Familie seien nahezu identisch, weil a) deutsch, b) hoher Verwandtschaftsgrad und c) alle aus Region XY.
Und das ist bei unseren Hunden nicht anders.
Natürlich gibt es Rasseeigenschaften, die auf jeden Fall ihre Berechtigung haben: Wir werden wenig tiefenentspannte Malinois finden, auch nicht viele Podencos, die `nen Hasen links liegen lassen und auch nicht viele Jack-Russell-Terrier, die fragen: „Was hat das mit mir zu tun?“
Vieles von dem, was in Rassenbeschreibungen zu lesen ist, hat jedoch stark mit der ursprünglichen Profession des Hundes zu tun, also mit der Aufgabe, für die er gezüchtet wurde. Sprich: du nimmst den Hund primär in der Rolle als „Arbeitnehmer“ wahr. Vergessen wird leider zu häufig, dass es daneben noch einen Charakter gibt, etwas dass Deinen Hund -jenseits dessen, für was er gezüchtet wurde- ausmacht.
Ein Wurf kleiner Wusel
Stelle Dir einen Wurf kleiner, süßer Dobermänner vor (klingt für den ein oder anderen wahrscheinlich schon wie ein Widerspruch in sich) oder ein Pulk von wollknäulgleichen Shelties. Bestimmt und gerechtfertigterweise zwei Rassen, deren Rasseprofile eher etwas weniger Parallelen aufweisen.
Wenn sich die Hunde eines Wurfes in ihren Familien zu ganz unterschiedlichen Hunden entwickeln, hat das natürlich etwas mit Erziehung, Umgang, dem Zulassen von Erfahrungen und dem Setzen von Grenzen zu tun… aber diese Tatsache reicht auch nicht aus, zu erklären, warum aus dem einen Dobermann ein absolut offenes und fast clownhaftes Kerlchen geworden ist, während sein Schwesterchen alle Klischees erfüllt und mit Bravour und theatralischer Hingabe alles vom Grundstück fernhält, was auch nur mit dem Gedanken spielt sich zu nähern.
Wo wird’s deutlich?
Deutlich wird es bei Menschen, die absolute Rassefreaks sind und vielleicht schon den vierten oder fünften Schäferhund haben. Womöglich noch vom gleichen Züchter. Und ich glaube, diejenigen, die sagen, der eine gleicht nahezu ausnahmslos dem anderen, kann man suchen wie die Nadel im Heuhaufen: Bei dem einen läuft alles nahezu problemlos und unkompliziert, während mit dem Nachfolger -der Verzweiflung nahe- diverse Hundetrainer und Hundeschulen zu Rate gezogen werden.
Noch deutlicher wird es bei Menschen, die gleich zwei Hunde aus einem Wurf ein neues Zuhause geben: auch hier haben wir es meist mit Dick und Doof zu tun.
Zurück in die Welpenstube.
Angenommen Du hättest die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum einen ganzen Wurf mit ihrer Mutter zu beobachten, so würden Dir -ein bisschen Beobachtungsgabe und ein gutes Bauchgefühl vorausgesetzt - mit Sicherheit deutliche Unterschiede in Hinblick auf eher extrovertiertes bzw. introvertiertes Verhalten auffallen.
Auch die Deutlichkeit, mit der die Mutterhündin die Regeln für ein Miteinander aufstellt, werden von dem einen Welpen sehr schnell und bedingungslos akzeptiert, während ein anderer noch fünf Mal nachfragt, ob das jetzt wirklich so gemeint ist. Es gibt die eher Wuseligen, die zunächst vorsichtig-skeptischen und die, die alles mit erstaunlich viel Ruhe betrachten.
Was hilft bei der Entscheidung?
Ein Blick auf die eigenen Fähigkeiten, Ressourcen und auch Baustellen ist wahrscheinlich nicht das erste an was Du denkst, wenn Du einem Hund ein neues Zuhause schenken möchtest. Hilfreich ist es dennoch. Gedanken solltest Du Dir dringend machen, wenn Du mit einer Rasse liebäugelst, die zu den hochspezialisierten Profis zählt… dazu gehören sicherlich diverse Schäferhunde, Border Collies, Kelpies oder Cattle Dogs, auch bei den kleinen oder großen Jagdgenies gibt es einige, wie z. B. der Jagdterrier oder auch der Deutsch Kurzhaar, die einen vor gewisse Herausforderungen stellen können… aber nicht müssen, denn bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel.
Auch bei Hunden, die schon fast wieder Wolf sind oder bei einigen sehr ursprünglichen Rassen gehört oft ein bisschen mehr als Sitz, Platz, Fuß dazu, um ein gutes Miteinander zu erreichen.
Also auch wenn der forscheste Malinoiswelpe in Sekundenschnelle Dein Herz erobert hat, ist es manchmal ratsam kurz tief durchzuatmen, in sich zu gehen und zu fragen: „Bin ich dieser Aufgabe gewachsen?“ Und: „Bin ich bereit zu investieren, wenn´s mal nicht ganz so rund läuft?“ … oder kann es nicht doch der ganz ruhige sein, der hinten entspannt in der Ecke liegt und dich ganz schlaftrunken anblinzelt?
Oder auch eine Einschätzung und Beratung durch eine/n Hundetrainer/in im Vorfeld ist manchmal keine so unkluge Entscheidung.
Ich helfe Dir herauszufinden, welcher Hund gut zu Dir passt. Denn neben der Rasse spielen auch der Charakter eines Hundes sowie Deine eigenen Kompetenzen eine Rolle.
Gerne unterstütze ich Dich, schon bevor Dein Hund bei Dir einzieht.